Volles Haus beim „Heimatabend“ der Freien Demokraten mit Dr. Mehmet Daimagüler:

Im Theaterbetrieb würde man wohl sagen: „ausverkauft“. Das neue Bruchwerk-Theater in der Siegener Innenstadt erlebte am Mittwoch seinen ersten politischen Diskussionsabend und war tatsächlich bis auf den letzten Platz besetzt. Eingeladen hatte die FDP Kreistagsfraktion zu einem „Heimatabend“ mit Dr. Mehmet Daimagüler. Fraktionsvorsitzender Guido Müller moderierte durch den Abend, der im Zeichen des Themas „Integration“ stand. Die exzellente Akustik in der neuen Studiobühne machte das Nutzen von Mikrofonen unnötig – so entstand eine sehr enge, persönliche Beziehung zwischen dem Gastredner, Moderator und Publikum. Keine ellenlangen Monologe, sondern ein schnelles Fragen und Antworten, wie man es eigentlich viel häufiger bei Diskussionen erleben möchte.

„Integration ohne den Willen, die Sprache zu lernen, funktioniert nicht“
Mehmet Daimagüler, Sohn türkischer Einwanderer, machte 1988 am „Gymnasium am Rosterberg“ Abitur. Daher auch der erste Kontakt zu Guido Müller, der 1992 dort sein Abitur bestand. Beide lernten sich im Rahmen einer Veranstaltung Ehemaliger besser kennen. Auch ehemalige Weggefährten, Mitschüler und Lehrer des erfolgreichen Juristen fanden am Mittwochabend den Weg in die Siegbergstraße 1, um mitzudiskutieren. Bewegend – manchmal auch abgeklärt – erzählte Daimagüler seine Geschichte: Als Kind in Niederschelden aufgewachsen. Er erzählte von seiner Mutter, die damals die Planung zur Auswanderung nach Deutschland vorantrieb. Von der älteren Dame in ihrem Mietshaus, die sich selbstlos um die Familie kümmerte und dem nicht immer einfachen Schuljungen bei den Hausaufgaben half. Von seinem Lehrer in der Mittelstufe, der ihn in seiner Entwicklung stark unterstützte und dem er viel zu verdanken hatte. Wenn er sein Heranwachsen in Siegen reflektiere, so komme er zu dem Schluss, dass „Integration ohne den Willen, die Sprache zu lernen, nicht funktionieren kann, dessen muss man sich klar sein. Wer nach Deutschland einwandert, muss die Bereitschaft dazu mitbringen.“

„Es gibt keine No-Go-Areas“
Zuwanderung erfolgt niemals reibungslos. Als Fremder ist man immer auch Projektionsfläche für Ängste. „Das ist real, obwohl diese Ängste meist unbegründet sind.“ Aus dem Publikum wurde nach der Zunahme von Verbrechen durch Migranten gefragt. Daimagüler zeigte auf, dass dieses Gefühl nicht durch Statistiken belegt sei. Die Kriminalität ist in den vergangenen Jahren tatsächlich sogar gesunken. Er hielt ein glühendes Plädoyer für die Rechtsstaatlichkeit in Deutschland. Wenn in den Medien, wie bspw. aktuell in Duisburg, von „No Go-Areas“ gesprochen wird, dann handelt es sich oft um medial hochgespielte Begebenheiten, die nicht das generelle, normale Bild widerspiegeln. Die Frage nach mehr Staat und mehr staatlicher Überprüfbarkeit brachten ihn in Fahrt und er erzählte aus einem Arbeitskreis zu diesem Thema auf NRW-Ebene, wo er als sachkundiger Experte eingeladen ist. „Wenn mir ein Politiker sagt, dass es in Ordnung ist, wenn E-Mails mitgelesen würden, weil man als unbescholtener Bürger ja nichts zu befürchten hätte, oder wenn sich die Forderung auf EU-Ebene breitmacht, dass das Bargeld abgeschafft werden soll, damit Schwarzarbeit verhindert wird, dann warne ich ausdrücklich davor. Denn alle diese Maßnahmen sind Eingriffe in die persönliche Freiheit. Als liberal eingestellter Mensch wehre ich mich dagegen, das geht gegen meine Überzeugung. Verlust des Bargeldes bedeutet gleichzeitig den Verlust der Freiheit!“ Für dieses Votum bekam er viel Applaus aus dem Publikum.