Die Freien Demokraten in Siegen-Wittgenstein wundern sich. Einem von Prof. Dieter Schönecker geplanten Seminar „Denken und denken lassen. Zur Philosophie und Praxis der Meinungsfreiheit“ wurden seitens der Universität die dafür üblichen finanziellen Mittel gestrichen. Der als liberaler Kantianer anerkannte Philosoph Schönecker lud im Sinne einer Darstellung konträrer Positionen unter anderem auch den Sozialdemokraten Dr. Thilo Sarrazin und den AfD Bundestagsabgeordneten Dr. Marc Jongen zu diesbezüglichen Vorträgen ein und sieht sich damit dem Vorwurf ausgesetzt, mit Rechtspopulisten zu sympathisieren. In einem Gastbeitrag in der FAZ hatte Professor Schönecker in der vergangenen Woche klargestellt, dass er in der Tradition der Rechtsphilosophie Kants stehe und mit AfD oder anderen rechten und rechtsextremen Gruppen nichts zu schaffen habe. Seine Studierenden und auch er selbst würden sehr darauf achten, dass die Gastredner sich in ihren Vorträgen nicht zu anderem nutzten, als zur Debatte über die Grenzen der Meinungsfreiheit.

Demokratie stärken wir nicht durch Unterbindung kontroverser Debatten

FDP-Kreisvorsitzender Peter Hanke bittet die Universität, ihren Standpunkt zu überdenken. „Wissenschaft verdient vertrauen. Natürlich wollen wir nicht, dass in unserer Universität Intoleranz, Hass und Ausgrenzung propagiert wird. Gleichwohl verlangt die Meinungsfreiheit eben auch, solche Inhalte argumentativ zu widerlegen, auch und gerade an einer Universität und in einem philosophischen Seminar.“, so Hanke. „Ich traue Professor Schönecker und insbesondere den Studierenden zu, dass Sie kritisch erkennen, wann Meinungsfreiheit zum Mißbrauch derselben instrumentalisiert werden soll“, ergänzt auch der Vorsitzende der FDP Kreistagsfraktion und Europakandidat Guido Müller, „Unsere Demokratie stärken wir nicht durch Unterbindung kontroverser Debatten.“

Lösung im Sinne der Wissenschaft

Auch die wissenschaftlichen Mitarbeiter, Doktoranden und Habilitanden des Lehrstuhls für Praktische Philosophie der Universität Siegen verwahren sich in einer Stellungnahme gegen die erhobenen Vorwürfe. Darin heißt es unter anderem: „Dass sich durch die Absagen des linken Spektrums ein verzerrtes Bild des Seminars ergibt, ist bedauerlich, ändert aber nichts an der Tatsache, dass sich Studierende nach wie vor mit heterogenen Positionen zum Thema Meinungsfreiheit auseinandersetzen können. Man kann die Einladung Sarrazins und Jongens kritisieren, aber man darf es nicht mit unlauteren Mitteln tun.“

Die Freien Demokraten plädieren für mehr Vertrauen in die Wissenschaftsfreiheit und empfehlen Hochschulleitung und Lehrstuhl, sich dringend an einen Tisch zu setzen und eine Lösung im Sinne der Wissenschaft zu finden. Sollte dazu ein Mediator bzw. eine Mediatorin gebraucht werden, unterbreiten die Liberalen hierzu gerne einen Vorschlag.